Montag, 12. Juni 2017

Der Bewerbungs-Wahnsinn

Ich bin gerade echt stinkwütend und habe keine Lust mehr: die Rede ist vom praktisch sinnlosen Bewerben, denn es rasseln nur Absagen wegen "Kleinigkeiten"!

Zu meinen Vorqualifikationen: Ich habe erfolgreich die Realschule abgeschlossen, das Abitur angefangen, dann aber abgebrochen, aber im letzten Jahr die Fachhochschulreife erfolgreich nachgeholt mit einem Notendurchschnitt von 2,7. Zudem habe ich einige Praktika und eine nicht beendete Ausbildung im Handwerk und Praktika im Museum, Game Design und Arbeitserfahrung in einem Versandlager vorzuweisen.

Seit 2 Jahren bewerbe ich mich nun auf Ausbildungsplätze - erfolglos!
Warum? "...manchmal entscheiden am Ende nur Nuancen." Diesen Satz lese ich so oft, dass er mir zu den Ohren heraushängt! Aber welche Kleinigkeiten sind es denn, welche die Entscheidung ausmachen? Das wird natürlich nicht erwähnt, stattdessen wird die ganze Nachricht mit "Bedauern" ausgeschmückt, damit der Bewerber denkt, dass er sei dennoch von großer Bedeutung gewesen. Nur das Problem an der Sache ist, dass solche Nachrichten nicht nur am Ende eines Bewerbungsverfahrens kommen, sondern zu großen Teilen auch am Anfang eines Bewerbungsverfahrens, nachdem sich Ausbildungsleiter und Personalzuständige die Bewerbungen angeschaut und dann gleich aussortiert haben.
Und da frage ich mich: wie können sie eine Absage bedauern, wenn sie den Bewerber noch nicht einmal kennengelernt haben? Solche Absagen habe ich leider schon so oft in den 2 Jahren bekommen, dass ich denke, die Antworten sind einfach nur noch standardisiert und werden bei jeder Absage reinkopiert und abgeschickt.

Ich habe ebenfalls das Gefühl, dass Bewerbungstexte gar nicht oder nicht genug gelesen werden, denn ich hatte eine daraus resultierende schlechte Erfahrung gemacht:
Ich versendete per Mail eine Bewerbung an eine Firma, welche mehrere Filialen in verschiedenen Städten hat, unter anderem auch an meinem damaligen Wohnort. Weil sich die Personalchefin am Wunschort nicht die Bewerbung richtig angeschaut hat, wurde diese in meinen Wohnort weitergeleitet, wo ich schließlich das Vorstellungsgespräch hatte, was mich zugleich verwunderte. Am Ende kam heraus, dass ich für den Ausbildungsplatz vor Ort zum Vorstellungsgespräch geladen war und nach einem Telefonat kam auch heraus, dass am Wunschort schon einige Bewerber zum Praktikum anwesend waren, also war der Zug dort für mich abgefahren.

Um in dieser Situation klarzustellen: Ich habe klar und deutlich die Adresse des Wunschortes angegeben, in der Bewerbungsüberschrift den Wunschort angegeben, in dem ich arbeiten möchte und im Bewerbungstext geschrieben, dass ich dorthin umziehen möchte!
An dieser Stelle hätte ich mir mehr gewünscht, als nur eine fast lautlose Entschuldigung dafür, wie es gelaufen ist, denn ich habe mich richtig verarscht gefühlt!

Dieses System ist generell unfair, vor allem wenn nur nach (meiner Meinung nach) oberflächlichen Dingen geschaut wird:
Hast du eine 4 in Mathe, wirst du aussortiert,
wohnst du noch nicht im gleichen Ort, wirst du ebenfalls aussortiert,
ist der Abschluss noch nicht fertig, wirst du auch aussortiert, das ganze zieht sich immer weiter,
dabei ist man bemüht, nicht erst zwischenzeitlich etwas anderes machen zu müssen, bis die Ausbildung beginnt, wie in meinem Fall. Seit Oktober bin ich bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt, weil ich im letzten Jahr keinen Ausbildungsplatz bekommen habe.

Nur worauf kommt es letztendlich an?
Meiner Meinung nach spielen Schulnoten die kleinere Rolle in der Gesamtwertung eines potenziellen Azubis, mehr die persönlichen Stärken, Erfahrungen aus dem eventuellen Praktika und natürlich das entgegengebrachte Interesse am Ausbildungsberuf. Daher plädiere ich mehr auf "Zwischen den Zeilen"-Lesen in einer Bewerbung, als nur gedankenlos das Abschlusszeugnis zu inspizieren!
Außerdem lernen Mensch aus ihren Fehlern! Ich bitte darum, dass in Absagen eine ehrliche Begründung steht, statt dieser lieblosen Allgemein-Floskeln!

Mit freundlichen Grüßen
Ormi